30 November 2015, Gießener Anzeiger
Laudation (de)

Ehrung: Gießener Theaterwissenschaftler Heiner Goebbels erhält Franco Quadri Preis 2015

Heiner Goebbels wird gewürdigt als ein "deutscher Komponist, Direktor und Denker, der sich nicht durch vordefinierte Kategorien einengen lässt", heißt es in einer Pressemitteilung der Ubu / Franco-Quadri-Gesellschaft. Seine künstlerische und kuratorische Sprache sei von einer starken politischen Spannung geprägt. Seine Arbeit an der Dekonstruktion theatralischer, musikalischer und visueller Konventionen gipfele in den Werken "Surrogate Cities", "Stifters Dinge" sowie in den jüngsten Produktionen "Delusion of the Fury" und "De Materie". Goebbels' Werk zeuge von der Dringlichkeit eines tief greifenden Dialogs zwischen den verschiedenen Disziplinen. Geehrt wurde auch der Theaterwissenschaftler Goebbels, dessen Ziel es sei, die Bedingungen der Ausbildung in den performativen Künsten zu verbessern. Durch sein Engagement und seine Erfahrungen in der wissenschaftlichen Forschung und in wichtigen akademischen Diskursen habe er dazu beigetragen, die internationale theoretische Debatte über die künstlerische Ausbildung voranzutreiben. JLU-Präsident Prof. Dr. Joybrato Mukherjee gratuliert dem Gießener Komponisten und Theatermacher sehr herzlich zu diesem neuerlichen Erfolg: "Es zeigt sich, welche große Anerkennung Heiner Goebbels mit seinem zukunftsweisenden Wirken auch in der internationalen Theaterszene genießt. Wir sind froh, dass er mit seiner künstlerischen Expertise seit vielen Jahren das Institut für Angewandte Theaterwissenschaft der JLU wesentlich mitprägt und die Studierenden mit den zeitgenössischen Formen des Theaters vertraut macht." Mit seinem kritischen Blick auf die kuratorische Praxis als Möglichkeitsraum, Prozesse der menschlichen Interaktion neu zu denken, habe er als künstlerischer Leiter der Ruhrtriennale (2012-2014) ein "Versuchslabor" geschaffen - befreit von der Idee des Repertoires. Daraus sei mit den führenden Künstlerinnen und Künstlern ein intensiver Dialog erwachsen, der die Beziehungen zwischen den verschiedenen Ausdrucksformen der Kunst - vom Tanz bis zur zeitgenössischen Oper - hinterfragt. Gewürdigt werden auch Goebbels' "Scouting-Aktivitäten", die ihn von anderen seiner Generation deutlich abheben würden. Der Franco Quadri Preis werde Heiner Goebbels verliehen in Anerkennung der Nachhaltigkeit, mit der er sein Lebenswerk dem Fortschritt des Theaters sowie seiner praktischen und theoretischen Forschung widmet. Der Franco Quadri Preis soll, so die Laudatoren, einer "beispielhaften Person" weiterhin Kraft geben, die dazu beigetragen habe, die Beziehungen zwischen Theater und Musik in unserer Zeit zu verändern und das Verständnis für die Kunst im öffentlichen Leben zu verbessern.