12 August 2012, Carolin Eckenfels, ZEIT online
Portrait (de)

Heiner Goebbels - kreativ, experimentell, preisgekrönt

Heiner Goebbels - kreativ, experimentell, preisgekrönt Berlin/Frankfurt (dpa) - Runder Geburtstag, Beginn der Ruhrtriennale, Preisverleihung - im Leben von Heiner Goebbels ballen sich derzeit wichtige Termine. Am kommenden Freitag (17. August) feiert das bedeutende Festival unter seiner Intendanz Eröffnung und er am selben Tag den 60. Geburtstag. Anfang September dann bekommt der experimentierfreudige Komponist, Regisseur und Theatermacher den mit umgerechnet rund 330 000 Euro dotierten Ibsen-Preis überreicht. Vorläufige Höhepunkte einer langen Karriere in der Szene. Seit vielen Jahren macht Goebbels Musik, er komponiert und inszeniert und bewegt sich dabei an der Grenze zwischen Oper, Theater und Performance. Zahlreiche Preise hat er dafür bekommen. Als Komponist arbeitete er unter anderem mit den Berliner Philharmonikern zusammen, er war auch bei der «documenta X» in Kassel vertreten. Er veröffentlichte zudem mehrere CDs. Zu den Arbeiten des Künstlers gehören etwa «Schwarz auf Weiß», «Stifters Dinge», «Landschaft mit entfernten Verwandten» oder «Die Befreiung des Prometheus». Geboren wurde Goebbels in Neustadt an der Weinstraße, er lebt seit 40 Jahren in Frankfurt am Main, wegen der Ruhrtriennale derzeit auch in Essen, er lehrt als Professor an der Universität Gießen, ist Präsident der Hessischen Theaterakademie - und weltweit unterwegs. Goebbels sagt: «Der weitaus größte Teil meiner Aufführungen findet tatsächlich nicht im deutschsprachigen Raum statt - nur fünf Prozent, schätze ich.» Für sein erstes Programm der Ruhrtriennale (bis 30. September) plant der Intendant Opern, viel Tanz, und er zeigt wieder einmal Mut zum Experiment. Etwa mit seiner Eröffnungsinszenierung: Dafür wählte der Regisseur die selten gezeigte Oper «Europeras 1 & 2» des US-amerikanischen Musik-Erneuerers John Cage. Seine Inszenierungen jenseits des Tradierten brachten ihm auch den Internationalen Ibsen-Preis der norwegischen Regierung ein, den wohl höchstdotierten Theaterpreis der Welt. Was er mit dem Geld machen will, weiß der Preisträger allerdings noch nicht. Die Jury begründete ihre Wahl so: Goebbels sei ein wahrhafter Erneuerer und «einer der großen Kreativen unserer Zeit». Jedes seiner Stücke sei auf seine Weise bahnbrechend und wegweisend. So darf es bei Goebbels auf der Bühne brennen - und ein Stück kommt auch schon mal ohne Schauspieler aus. Seinen 60. wird Goebbels nicht feiern. Seine Geburtstage feiere er ungerne und er werde wegen der zeitgleichen Eröffnung der Ruhrtriennale vermutlich auch nicht dazu kommen, sagt er. Was der Intendant derzeit auch nur selten kann: Klavierspielen. Goebbels ist ausgebildeter Musiker. Er spielt gerne aus dem «Wohltemperierten Klavier» von Bach. Doch das Instrument muss vorerst warten: «Es gab noch ein paar Sonntage in den letzten Wochen, an denen ich versuchen konnte, mich durch das "Wohltemperierte Klavier" zu spielen. Aber jetzt habe ich den Spielraum nicht mehr. Die Ruhrtriennale beschäftigt mich rund um die Uhr, ich probe jeden Abend bis Mitternacht.»