19 August 2014, Andreas Wilink, Basler Zeitung
Portrait (de)

Die Musik-Maschine der Freiheit

Der Komponist und Theatermacher Heiner Goebbels eröffnet das Theaterfestival Basel

[...] Goebbels steht für ein Theater, «das nicht Dinge abbildet oder eins zu eins Mitteilungen über die Wirklichkeit macht, sondern den künstlerischen Anspruch hat, eine eigene Realität zu schaffen». In flexiblen Organisationsformen, Laborsituationen und Experimentierphasen entstehen Installationen, szenische Konzerte und Musiktheater-Produktionen. «Das Theater ist ein Bündel von Möglichkeiten, das aus mehr besteht als aus einer guten Geschichte. Mit der Präsenz eines spre- chenden Körpers an der Bühnenrampe ist auch immer eine Art von Autorität aufgerufen, der ich mich durchaus gerne entziehe und verweigere.» [...] [...] Seine eigenen Projekte sind hermetisch offene Ratespiele, die intellektuellen Diskurs und sinnliches Vergnügen, audio-visuelle Revue und sublimes Reflexionstheater mischen. «Die Landschaft von Musikern», Gesang und Klang, Literatur von Stifter bis Kafka, Canetti und Wittgenstein oder der allei- nige Sound einer Maschine (in seinem Zyklus «Surrogate Cities») stehen neben Ausstattung, Licht und Bewegung in Koexistenz. So überträgt sich die Kunst der Fuge auf die Bühne. Goebbels setzt den Kontrapunkt. [...] [...] Auch wenn es gelegentlich anders scheint, Heiner Goebbels verweigert psychologisches und symbolisches Bedeutungstheater. Im Zusammenstoss von Person, Text, Musik und Bild konstruiert sich Freiraum. Aber es scheint ein Motiv hinter seiner Arbeit zu geben: «Ich suche nach dem Inhalt der Formen und will diesem auf die Spur kommen. Was Gott sei Dank nie gelingt. Ich kann also noch weitermachen.» [...]

S. 19.