31 August 2017, Thomas Schmitz-Albohn, Gießener Anzeiger
Review (de)

zwei kurze Stücke von Goebbels

"In Werken von Wolfgang Amadeus Mozart, Ludwig van Beethoven und dem international renommierten, in Gießen lehrenden Komponisten Heiner Goebbels galt es, 200 Jahre zu überbrücken. Doch dies geschah erstaunlicherweise nahezu bruchlos, denn Hofstetter hatte zwei kurze Stücke von Goebbels so geschickt ins Programm integriert, dass sie wie moderne Vorspiele zu Mozart und Beethoven erschienen und ohne Übergang zu diesen gewichtigen Werken führten. In seinem Zyklus "Surrogate Cities", zu dem er sich Goebbels von Paul Austers Roman "Im Land der letzten Dinge" inspirieren ließ, unternimmt der Komponist den Versuch, Geschichten über Städte zu erzählen. Flirrende Streicher und harte Akkorde wie in Filmen von Hitchcock, schroffe und dann wieder zarte Klänge, ausdrucksvolle, langgezogene Töne einer Frauenstimme vom Band (Marie Seidler) - all dies erzeugte eine rast- und ruhelose Betriebsamkeit. Dazu sprach der Schauspieler Roman Kurtz Sätze aus Austers Roman wie "Gestern ging man über eine Straße, die heute nicht mehr existiert" oder "Die Stadt macht einen lebenshungrig und zugleich versucht sie einen umzubringen."

on: In the Country of Last Things (Composition for Orchestra)