9/1994, Guido Fischer, Jazzthetik
Review (de)

Untitled

"Das Hörspiel als klingende Sprache. Das Hörspiel als über-dimensioniertes Sprachspiel. Das Hörspiel als anspruchsvoller Spielplatz für die Phantasie. Das Wort bekommt die Freiheit der Über-Setzbarkeit auf das Ufer des Geräusches, semantische Determination schlägt um in eine polyphone Ausspaltung. (...) Die Hörstücke (beinhalten) eine geradezu paradiesische Variabilität. Goebbels hat auf jede Müllersche Vorlage das passende Pendant. Die schon als Klassiker der Hörspielkunst zu bezeichnende Befreiung des Prometheus zerfurcht mit einer radikal gesetzten Melange aus Rock- und Folk-Parametern den Mythos Prometheus. Humorvoll, ironisch, subversiv (...) Während Verkommenes Ufer als eine kanonische Collage aus Textausschnitten, (...) die unbändige Kraft, die Neuschaffung der Sprache von Heiner Müller exemplifizieren, ist der fünfteilige Zyklus Wolokolamsker Chaussee die Antwort auf Brechts Maßnahme. (...) Goebbels macht aus der literarischen Rückbesinnung keine Ideologieanklage. Seine Ausdruckspalette mit Heavy Metal, Rap und Klassik läßt Parteinahmen, gar Utopien in eine Differenziertheit gerinnen, die ohne MARXUNDENGELSZUNGEN auskommt. Heiner Goebbels ist momentan der aufregendste Ton- Stimmungs-, Historien- und Hier-Und-Jetzt-Maler."

on: Hörstücke (CD)