25 March 2024, Thomas Mauch, taz
Review (de)

MaerzMusik Festival in Berlin

ein kosmisches Piepsen


Eine musikalische Seltsamkeit ist auch der Dudelsack. Ganz bestimmt kein Leitinstrument der Neuen Musik, wie er überhaupt seit dem Mittelalter ein wenig außer Mode gekommen ist und eigentlich nur mehr in einigen Folkloren, bei den Schotten, in Irland, seine Liedchen pfeift.

Aber irgendwas geht ja immer, und so hat auch dieses sackartige Instrument hier und da sein Plätzchen in der Neuen Musik gefunden mit seinem Balg. Zum Beispiel bei Heiner Goebbels (Jahrgang 1952), der früher mal selbst Pop gemacht hat oder zumindest so was Ähnliches mit einem Eisler-geschulten Freejazz, spontibeseelter Blasmusik mit dem Sogenannten Linksradikalen Blasorchester oder heftigen Kunstrock mit der Band Cassiber, bis er sich doch immer mehr in der sogenannten Hochkultur beheimatete.

Sein Dudelsack-Stück „N°20/58“ konfrontierte den Dudelsackspieler Erwan Keravec beim Konzert im Radialsystem mit einer Tonspur aus den Lautsprechern. Heftiges Gewitter war zu hören, prasselnder Regen, Donner, ein Naturspektakel. Wind und Wetter, und mittendrin der Dudelsack mit seinem singenden Klageton. Später wechselte die Natur mit Pochen und Hämmern in eine Industriehallenatmo, immer passierte was in der Soundcollage, schon auch wieder mal ein recht unterhaltsames Stück Neue Musik.

on: No. 20/58 (Composition (Miscellaneous))