31 December 1991, Eckhard Franke, Stuttgarter Zeitung
Review (de)

Eine Stätte des Unerprobten

Das "TAT" in Frankfurt macht wieder von sich reden: Siebzig Minuten unter Klangbeschuß

„Babylonisch ist der Gewirr aus Stimmen, Klängen, Geräuschen, an den mythologisch sprichwörtlichen Turmbau erinnert auch das Bühnenbild, ein monströses hölzernes Gebilde mit Wandelgang, in den Theaterhimmel kragend, gefährlich gekippt: der Turm zu Pisa ist dagegen gerade zu das Beispiel einer Vertikalen. ‚Römische Hunde‘ heißt das wilde Gesamtkunstwerk des Komponisten Heiner Goebbels und des Bühnenmeisters Michael Simon, das jetzt Frankfurter Theater am Turm (TAT) uraufgeführt wurde. Musik unterschiedlichster Herkunft und Tonalität, klassisch-instrumental, dann wieder elektronisch fetzig, weht und wabert durch den Raum. Belcanto und Schrei, Arie und Hip-hop-Rap. Unterschiedliche Sprachen. Erzählung, Gesang, Deklamation.“ „Polyphonie, die sich zur Kakophonie steigert, aktionistische Umtriebigkeit zu Beliebigkeit auch, ein siebzigminütiger Bilder- und Klangbeschuß, ein szenisches Labyrinth mit großer Sogwirkung, Theatralität als Zweck der Mittel: eindrucksvoll, prall der sinnlichen Ausstrahlungskraft, und zugleich die Selbstbehauptung dieses Theaters als eines ungewöhnlichen szenischen Labors.“

on: Roemische Hunde (Music Theatre)