12 May 2013, Trierischer Volksfreund
Review (de)

Singen, spielen, sprechen: 40 Sloveninnen in Luxemburg

Der Komponist Heiner Goebbels hat am Wochenende mit den 11- bis 20-jährigen Mädchen des Vocal Theatre Carmina Slovenica` eine beeindruckende Verbindung zwischen Bewegung, Rezitation und Gesang auf die Bühne des Luxemburger Grand Théâtre gebracht.

Ein außergewöhnlich poetisches Spektakel erleben die jeweils 250 Zuschauer am Freitag und Samstag in den Kulissen - "Arrière Scène" - des Grand Théâtre. Der Komponist und Regisseur Heiner Goebbels hat seine Inszenierung "When the mountain changed its clothing" persönlich nach Luxemburg begleitet. Star des Abends sind die 40 jungen Mädchen des Vocal Theatre Carmina Slovenica` mit ihrer Leiterin Karmina Silec, die ein Sprach-Bewegungs-Musik-Theater bieten, das seinesgleichen sucht. Gespannte Stille am Ende der Eröffnungsszene, als 40 Mädchen, nebeneinander auf Stühlen sitzend, stumm in die Reihen der Zuschauer blicken und sich in ihren Mienen, fast unmerklich, ein Wandel von gelöstem Lächeln zu schreckensgleich erstarrten Mienen vollzieht. Dieser Wandel zwischen den Emotionen, der ständige Wechsel der knallbunten Kostüme (Florence von Gerkan) sowie die fließende Veränderung der fantastisch fantasievollen Bühnendekoration und des ausgeklügelten Lichterspiels (Klaus Grünberg) machen den Reiz des Abends aus, verzaubert das Publikum, nimmt ihm den Atem. Ein ausgeklügelter Mix zwischen den theatralischen Darstellungsformen versinnbildlicht den Titel des Programmes, der sich von einem slowenischen Volkslied ableitet, das den mythischen Berg Kanin besingt, der im Laufe der Jahreszeiten "seine Kleider wechselt". Die jungen Mädchen agieren erstaunlich professionell und äußerst präzise, jeder Schritt, jedes Wort, jeder Ton sitzt perfekt. Sie strotzen vor Kraft und Selbstbewusstsein, statische Bilder und Rezitationen wie bei Jean-Jacques Rousseaus Dialog zwischen Kinderfrau (als Chor dargestellt) und zweifelndem Mädchen wechseln mit wuseligen Szenen, sie singen beim Laufen, im Stehen, im Liegen. Grandios der Gesang, federleicht die Choreographie ( Florian Bilbao). Das Sounddesign (Willi Bopp) kommt ohne Effekthascherei aus, die Musik von Brahms über Schönberg bis hin zu Goebbels und Silecs Eigenkompositionen ist schlicht ergreifend. Davon hätte es mehr sein dürfen, ein wenig mehr Bauch als Kopf, der mit den politisch und sozial relevanten Texten von Rousseau, Eichendorff, Stifter oder Robbe-Grillet reichlich intellektuelles Futter bekommt. Minutenlanger, großer Applaus!DT

on: When the Mountain changed its clothing (Music Theatre)